In den letzten Wochen haben wir sehr viele gewohnte Dinge zum letzten Mal gemacht: zum letzten Mal zur Arbeit gependelt, zum letzten Mal im Stammsupermarkt eingekauft, zum letzten Mal den Sternenhimmel von der eigenen Terrasse betrachtet, und schliesslich zum letzten Mal die eigene Wohnungstür hinter uns geschlossen. Ist schon ein spezielles Gefühl. Natürlich freuen wir uns nicht nur auf die bevorstehende Zeit, sondern es ist auch eine Portion Wehmut mit dabei. Es gibt Vieles, das wir zu Hause vermissen werden – vor allem Freunde und Familie. Wahrscheinlich werden wir auch einiges vermissen, das wir jetzt noch überhaupt nicht auf dem Schirm haben.

Hüte dich vor Schwarzmalern!

Anika hat mit neunzehn Lenzen Berlin verlassen und ist zu mir in die Schweiz gezogen. Sie weiss deshalb schon, wie es sich anfühlt, sein Zuhause definitiv zu verlassen. Für mich ist es völlig neu. Wie werde ich mit all dem klar kommen? Die Reaktionen vieler Leute, die von unserem Vorhaben erfahren, sind nicht unbedingt ermutigend. Sofort hat der typische Gesprächspartner tausend Fragen im Kopf, wie „was, wenn im Ausland etwas passiert?“, „wie soll das denn finanziell funktionieren?“, „habt ihr dann später keine Rente mehr?“, „findet ihr hier dann den Anschluss wieder, wenn ihr doch wieder zurückkommt?“, „habt ihr die Reisehinweise des EDA gelesen? Ganz schön gefährlich im Ausland!“. Auch der nette Herr im Zeughaus der Armee, der mein Material entgegengenommen hat, hat mich mit den Worten „Passen Sie auf, es ist nicht überall so wie bei uns in der Schweiz!“ aus dem Dienst entlassen – von dieser Person war dieser Standpunkt aber natürlich eher zu erwarten. Man muss schon aufpassen, dass man den Meinungen der Schwarzmaler nicht zu viel Gewicht schenkt. Sonst läuft man Gefahr, dass man seine Träume gleich lebendig wieder begräbt. Nicht, dass es verboten wäre, sich darüber Gedanken zu machen, was schiefgehen könnte. Es ist aber sicher nicht optimal, wenn man immer mit den negativen Punkten beginnt und dann gar nie zu den positiven kommt.

Glücklicherweise gibt es aber auch positive Reaktionen: „Recht habt ihr!“ oder „wenn nicht jetzt, wann dann?!“

Wir als unverbesserliche Optimisten konzentrieren uns auch auf die positiven Aspekte und vertrauen darauf, dass schon alles irgendwie funktionieren wird. Keine Angst, wir starten nicht komplett blauäugig in unser Abenteuer. Wir sind ausreichend versichert und wir haben einen finanziellen Masterplan. Wir werden nicht unser ganzes Erspartes verprassen und dann ohne einen Rappen in der Tasche gezwungenermassen in die Schweiz zurückkehren. Auch ein paar Impfungen hat uns der Herr Doktor verpasst, damit wir nicht an Tollwut sterben.

Schauen wir also vorwärts!

In diesem Moment sitze ich vermutlich gerade zum letzten Mal im Zug von Zürich nach Berlin, um mit Anikas Familie Weihnachten zu feiern. Anika ist schon seit Anfang des Monats in ihrer Heimatstadt. Ende Dezember kommen wir noch einmal für ein paar Tage zurück in die Schweiz und dann beginnt endlich ein Zeitabschnitt, in welchem wir nicht mehr alle Dinge zum letzten Mal, sondern zum ersten Mal machen werden.
Am 3. Januar fahren wir zum ersten Mal mit dem Zug nach Madrid. Zum ersten Mal werden wir alles, was wir noch besitzen, in einem Rucksack verstauen können. Am 6. Januar werden wir zum ersten Mal in Madrid in ein Flugzeug steigen, und zum ersten Mal in Quito, Ecuador, daraus aussteigen. Wir werden zum ersten Mal nur Spanisch verstehen und eine Sprachschule besuchen. Bis Ende April werden wir uns zum ersten Mal ehrenamtlich in einem Hilfsprojekt für Soziales und die Umwelt engagieren.

Und zum ersten Mal in unserem Leben haben wir keine Ahnung, was wir nach den kommenden vier Monaten machen und wo wir sein werden.

Das ist auch der erste Eintrag in diesem Blog. Wenn du auch nur halb so gespannt bist wie wir, wie dieses Abenteuer weiter gehen (oder starten!) wird, dann kannst du deine E-Mail-Adresse rechts (oder unten) eintragen und wirst bei weiteren Beiträgen automatisch benachrichtigt.