Ich geb’s zu.

Ich habe übertrieben.

Es ist meine grösste Schwäche und zugleich meine grösste Stärke: ich schlage gern von einem Extrem ins andere aus.

Als ich nach meiner Ausbildung zu arbeiten begann, liebte ich es. Obwohl kaum erwachsen und noch keine Berufserfahrung, gestand mir mein Arbeitgeber viele Freiheiten zu.

Ich liebte es, endlich echten Mehrwert für echte Kunden zu liefern, statt es nur zu simulieren wie in der Schule.

Manchmal arbeitete ich bis morgens um 4:00, um etwas abzuschliessen. Manchmal setzte ich Anika am Samstag Abend in einem Club ab, fuhr ins Büro und holte sie ein paar Stunden später wieder ab.

Nicht weil ich musste, sondern einfach nur weil ich Bock darauf hatte.

Drei Jahre später war ich 15 Kilo schwerer und hatte kaum noch Hobbys.

Die Arbeit an sich machte mir immer noch Spass. Aber so konnte ich nicht vier Jahrzehnte weitermachen. Es tat mir nicht gut. Ich war mit Vollgas in einer Sackgasse unterwegs. Das Ende der Sackgasse konnte ich noch nicht sehen, aber es war klar, dass es früher oder später krachen würde.

Deshalb fasste ich einen extremen Entschluss:

Ich wollte mit 40 aufhören zu arbeiten.

Dafür brauchten wir Geld. Viel Geld. Ich rechnete mit 1.2 Millionen Franken.

Also machte ich einen Plan und begann, immer grössere Anteile meines Gehalts zu sparen. Ich arbeitete Vollzeit weiter, um möglichst viel zu verdienen.

Sogar während meines berufsbegleitenden Studiums arbeitete ich 100%. Montag bis Mittwoch jeweils über elf Stunden im Büro, Donnerstag bis Samstag in der Schule. Und dazwischen lernen und Hausaufgaben erledigen und was man sonst so zu tun hat. Während den Semesterferien dann noch die eine oder andere Überstunde, um das negative Gleitzeitsaldo wieder auszugleichen. Vier Jahre lang.

Es war anstrengend, aber es fühlte sich okay an. Ich hatte ja ein Ziel vor Augen und wusste, wofür ich das mache.

Die Leidtragende war vor allem Anika.

Und als mich in den letzten Semestern mein eigenes Zähneknirschen immer öfter aufweckte und mein Kiefer jeden Morgen schmerzte, konnte auch ich nicht mehr leugnen, dass es vielleicht nicht die klügste Strategie war.

Aber jetzt war es ja überstanden. Also das Studium. Das finanzielle Ziel war natürlich noch weit entfernt.

Trotzdem brauchten wir eine Pause. Wir beschlossen, für ein halbes Jahr nach Australien zu fliegen.

Das war das geilste halbe Jahr unseres Lebens! Und es tat richtig gut. Viel besser, als wir es erwartet hätten.

Aber: die Arbeit fehlte uns nach ein paar Monaten. Nicht wegen des Geldes. Sondern die Arbeit selbst.

Ich begann, an meinem Plan zu zweifeln.

Wofür sollten wir die nächsten zehn Jahre opfern, um so viel Geld zu sparen, damit wir aufhören konnten zu arbeiten, wenn uns die Arbeit dann spätestens nach ein paar Monaten fehlte?

Das fühlte sich nicht richtig an. Ein anderer Plan musste her.

Ein Plan, der alles kombinierte: Arbeit, Zeit für uns, Gesundheit, Reisen und andere Hobbys.

Als wir aus Australien zurückkehrten, gaben wir noch einmal zwei Jahre Gas auf der Arbeit und vergrösserten unser finanzielles Polster.

Der neue Plan lautete dann: Springen.

Einfach springen.

Das ursprüngliche Sparziel von 1.2 Millionen war natürlich noch längst nicht erreicht. Wir standen gerade mal bei einem Viertel.

Es reichte noch längst nicht für ein Leben in Saus und Braus, aber für die Grundbedürfnisse wie ein Dach über dem Kopf, etwas zu essen und eine Krankenversicherung dürfte es reichen. Vielleicht noch nicht in der Schweiz, aber in einigen anderen Ländern unseres Planeten sicher.

Das reichte uns.

Wir wussten, wie viel Geld wir für ein gutes Leben brauchten. Und wir wussten, dass wir nicht mehr als einen Tag pro Woche arbeiten mussten, um diesen Betrag zu verdienen.

Parallel könnten unsere Ersparnisse weiter wachsen und uns eine sichere Rente bescheren, wenn wir eines Tages wirklich nicht mehr arbeiten wollen oder können.

Ich kannte niemanden, der mit 30 nur noch einen oder zwei Tage pro Woche arbeitete.

Aber das hiess ja nicht, dass es nicht funktionieren kann.

Heute, ein Jahr später, kann ich bestätigen: es funktioniert.

Wir haben ein richtig gutes Jahr gehabt.

Wir hatten viel Zeit für uns, für ehrenamtliche Tätigkeiten in Ecuador, für unsere Hobbys, unsere Familien und für unseren neuen Hund.

Und die Arbeit blieb auch nicht auf der Strecke.

Im Schnitt 68 Stunden pro Monat am Computer gearbeitet. Ein Drittel davon für eigene Projekte.

Und ich hatte auch genug Zeit und Energie für ein eigenes Projekt. Bis jetzt habe ich damit noch kaum einen Franken verdient, aber vielleicht sieht das nächstes Jahr auch anders aus. Spielt aber gar keine so grosse Rolle.

So viel Zeit wie noch nie in eigene Projekte gesteckt. Und immer noch genug Zeit für alle anderen wichtigen Dinge gehabt.

Unser Leben fühlt sich genau richtig an, so wie es jetzt ist.

Wie findest du deine eigene perfekte Work-Life-Balance?

Probier es aus!

Denkst du auch, du möchtest vor dem regulären Rentenalter aufhören zu arbeiten? Dann nehme dir ein halbes Jahr oder ein ganzes frei und teste, wie es sich anfühlt!

Wie wäre es, jeden Tag um 15 Uhr zu Hause zu sein, um etwas mehr Zeit mit deinem Kind zu verbringen? Probier es für ein paar Monate aus und staune, wie sich die Beziehung zu deinem Kind verändert!

Würdest du gerne jede Nacht eine Stunde länger schlafen und dich gesünder ernähren, hast aber keine Zeit dafür? Probier es ein paar Monate aus und bewundere, was mit deinem Körper passiert!

Wenn im Moment alles genau so ist, wie du’s dir wünschst, dann mach so weiter.

Wenn nicht, justiere die Stellschraube.

Wenn es nach der ersten Justierung noch nicht passt oder wenn du über’s Ziel hinausgeschossen bist (wie es mir in der Regel passiert), kannst du immer wieder nachjustieren.

Die richtige Work-Life-Balance zu finden, ist simpel: du musst es einfach nur ausprobieren.

Simpel heisst aber nicht unbedingt einfach. Vielleicht musst du schwierige Entscheidungen treffen.

Wir treffen in letzter Zeit permanent schwierige Entscheidungen und es hat sich bis jetzt jedes Mal gelohnt. Deswegen bin ich überzeugt, dass es sich auch für dich lohnen wird.

Wie sieht deine perfekte Work-Life-Balance aus? Lebst du sie bereits? Wenn nicht: Was hält dich davon ab?

Teil es mit uns in den Kommentaren!

Wenn du spürst, dass du etwas ändern willst, es aber nicht tust, weil du dich um deine finanzielle Zukunft sorgst, dann schreibe uns eine E-Mail an hey@ranioli.ch. Wir bieten nächstes Jahr Mentorings an, um dir zu helfen, dein Leben finanziell in die richtigen Bahnen für langfristigen Erfolg zu lenken.