Ein Ausgabenbericht für einen Monat sagt nicht so viel darüber aus, ob ein Konzept funktioniert oder nicht.

Bei einem ganzen Jahr sieht es schon etwas anders aus.

Die einzelnen Berichte von November und Dezember sparen wir uns deshalb und werfen stattdessen einen Blick auf das ganze Jahr 2020 – unser erstes Jahr ohne Vollzeit-Job.

Haben wir uns verkalkuliert und mehr Geld ausgegeben als geplant? Hat der Börsencrash im Frühling unser Erspartes vernichtet?

Hier kommen die schonungslosen Zahlen.

Zuerst eine Zusammenfassung aller Ausgaben und Einnahmen und zum Schluss: wie viel ist von unseren Ersparnissen noch übrig?

Und: können wir so weitermachen oder müssen wir unser Arbeitspensum im 2021 wieder erhöhen?

Alle unsere Ausgaben im 2020

War schon ein krasses Jahr.

Anfang Januar sind wir nach Madrid aufgebrochen und von dort aus nach Ecuador geflogen. Haben erlebt, wie eine globale Pandemie ein Entwicklungsland trifft, uns bisschen nützlich gemacht, unser Patenkind kennengelernt, eine neue Sprache gelernt und einen Strassenhund adoptiert.

Noch nie haben wir in einem Jahr mehr erlebt und gelernt.

Dabei haben wir zu dritt (inklusive Smiley) insgesamt 21’204 Franken ausgegeben. Da ist alles dabei. Jede noch so kleinste Ausgabe. Nichts unter den Tisch gekehrt.

Im Schnitt also 1’767 Franken pro Monat.1

Durchschnittliche monatliche Ausgaben im 2020

Damit war es nicht nur das Jahr, in welchem wir am meisten erlebt haben.

Sondern es ist gleichzeitig auch das Jahr, in welchem wir am wenigsten ausgegeben haben.

Wie viel musst du arbeiten, um 1’767 Franken zu verdienen?

Vor etwas mehr als einem Jahr stellte ich hier unseren finanziellen Masterplan vor.

Dieser sah vor, dass wir nie wieder für Geld arbeiten müssen und bis an unser Lebensende von den Erträgen leben können, die unser Aktienportfolio abwirft.

Das wären zur Zeit etwa 800 Franken pro Monat.

«Da seid ihr aber ganz schön weit daran vorbei geschossen!»

Wohl wahr, wohl wahr.

Ist aber auch nicht so schlimm. Wir haben ja auch ein bisschen Geld verdient.

Im Schnitt nämlich 2’450 Franken pro Monat. Nach Steuern.

Im Jahresverlauf hat das so ausgesehen (meine Lieblingsgrafik, sie zeigt alles Relevante auf einen Blick):

Die blaue Linie zeigt unsere Einnahmen:

Im Januar haben wir nix verdient, seit Februar arbeite ich wieder 30% und seit November hat Anika auch einen kleinen Aushilfsjob, wo sie etwa einen Tag pro Woche arbeitet (Dezember ist doppelt so hoch wegen meines 13. Monatslohns).

Solange unsere Ausgaben (rot) unter den Einnahmen (blau) bleiben, ist alles top.

Das bedeutet nämlich: wir belasten unsere Ersparnisse nicht, sondern können sie sogar weiter aufbauen!

Je näher wir mit unseren Ausgaben am passiven Einkommen aus dem Aktienportfolio liegen (orange gestrichelt), umso besser. Je näher wir an dieser Linie liegen, umso unabhängiger sind wir nämlich von einem aktiv erwirtschafteten Einkommen.

Wir müssen aber nicht auf Biegen und Brechen darunter liegen. Dass wir in Zukunft gar kein Geld mehr verdienen, ist so gut wie ausgeschlossen.

Denn: Geld verdienen macht uns ja auch Spass.

Nur nicht, wenn man von Montag bis Freitag nur damit beschäftigt ist und keine Zeit mehr für alles andere hat.

Dann siehst du da auch noch eine grün gestrichelte Linie. Das sind unsere Gesamteinnahmen: unser Einkommen (blau) und die passiven Einnahmen (orange gestrichelt) addiert.

Das ist also der Gesamtbetrag, den wir monatlich zur Verfügung haben.

Wir könnten unsere Ausgaben somit fast verdoppeln und es wäre noch alles im grünen Bereich.

Gesamte Ersparnisse vernichtet im Börsencrash?

Im März ging es heiss her an den Börsen.

Der schnellste Börsencrash der Geschichte soll es gewesen sein.

Noch nie ging es so steil abwärts in so kurzer Zeit.

Bei uns sah das so aus:

Links die Verluste in Anikas Depot, rechts die in meinem

In Anikas Depot ging es 37’408 Franken bergab und in meinem 40’782 Franken.

Dazu kommen noch Verluste von 13’750 in meiner 3. Säule.

Macht insgesamt ein Minus von 91’886 Franken in weniger als einem Monat!

Na toll, Wohnung und Vollzeit-Job frisch gekündigt und dann mal eben ein fast 6-stelliger Betrag weg. Das kann ja heiter werden, dachten wir uns.

Aber so läuft das nun mal an der Börse. Ohne Risiko keine Rendite.

Solange man nicht in Panik verfällt, ist das Geld ja auch nicht weg. Wir besassen immer noch genau gleich viele Anteile an der Weltwirtschaft wie davor, wir waren kein bisschen ärmer als vorher.

Also kein Grund zur Sorge. Im Gegenteil, Freude war angesagt! Wir hatten noch etwas Cash an der Seitenlinie und haben die Gelegenheit genutzt, günstig weitere Anteile zu kaufen.

Spulen wir vor zum Jahresende.

Heute sieht es in unseren Depots so aus:

In Anikas Depot ist der alte Höchststand schon fast wieder erreicht
In meinem Depot wurden die alten Höchststände durch Nachkäufe während des Crashs bereits übertroffen

Nach dem Crash im Frühling ging es also wieder stetig aufwärts.

Was die Zukunft bringt, wissen wir alle nicht.

Wir für unseren Teil gehen davon aus, dass sich das Spiel des letzten Jahrhunderts wiederholen wird: mal geht es bergauf, mal geht es bergab, aber tendenziell geht es mehr bergauf als bergab.

Wir müssen also nur investiert und geduldig bleiben.

Unsere Jahresbilanz lautet unter dem Strich:

Vermögen Anfang Jahr: 327’374 Franken
Vermögen Ende Jahr: 346’560 Franken

Das ist ein Plus von 19’186 Franken.

Coasting to FI

Ich fasse nochmal kurz zusammen:

  1. Wir haben dieses Jahr so viel erlebt wie noch nie
  2. So wenig ausgegeben wie noch nie
  3. 1 bis 2 Tage pro Woche gearbeitet und daneben viel Zeit gehabt, um unser Leben zu leben
  4. mit dem tiefen Pensum mehr verdient, als wir zum Leben brauchen

Und: bereits jetzt genug Geld investiert, um Millionäre zu sein, wenn wir das offizielle Rentenalter erreichen, ohne ab jetzt einen weiteren Franken zu sparen.

Ich wiederhole das noch einmal:

Auch wenn wir ab heute keinen einzigen Franken mehr sparen, werden wir im Alter von 65 Jahren voraussichtlich fast 2 Millionen Franken auf dem Konto haben.2

Das würde für eine Rente in Saus und Braus reichen. Da ist es auch völlig egal, wenn wir die nächsten Jahrzehnte nicht mehr so viel in die staatliche Rentenversicherung einzahlen.

Warum erzähle ich das immer und immer wieder?

Nicht um anzugeben. Sondern um dir zu zeigen, dass du dich nicht mit 55 um deine Rente kümmern solltest, sondern in jungen Jahren.

Lege möglichst früh möglichst viel zur Seite, investiere es, und dann geniesse dein Leben!

Wenn du genug angespart hast, um es in den folgenden Jahren einfach wachsen lassen zu können, ohne dass du weiter sparen musst, nennt man das «Coast FI».

«To coast» bedeutet auf deutsch so viel wie «ausrollen».

Also: anfangs ordentlich anschieben, bis du genügend Fahrt aufgenommen hast, und dann einfach ausrollen lassen, bis du im Ziel angekommen bist.

Das ist der geilste Meilenstein auf dem Weg zur finanziellen Unabhängigkeit.

Wenn du ihn erreicht hast, kannst du noch nicht komplett von deinem Ersparten leben (was noch einige Jahre länger dauern würde), aber kannst einen, zwei oder drei Gänge runterschalten, dein Leben richtig geniessen und brauchst dir keinerlei Sorgen um deine finanzielle Zukunft zu machen.

Klingt doch geil?

Wenn das was für dich wäre, aber du nicht weisst, wie du «Coast FI» erreichst und wie viel du überhaupt dafür sparen müsstest, dann schreib uns eine Mail an hey@ranioli.ch. Wir bieten dieses Jahr Mentorings an, um dir zu helfen, deine Finanzen so zu ordnen, dass du das Leben so leben kannst, wie es dir gefällt.

Happy new Year!

1 Wenn du genau wissen willst, was wir in den einzelnen Monaten ausgegeben haben, dann werfe einen Blick in die Monatsberichte von Januar bis Oktober oder auch in die Zusammenfassung aller Ausgaben in Ecuador.

2 Gerechnet mit 5 % inflationsbereinigter Rendite pro Jahr (globaler Durchschnitt der letzten 120 Jahre)