Leuchtender Abendhimmel zum Abschied aus Quito

Nach drei Wochen Aufenthalt in Quito, um in einer Sprachschule wenigstens die wichtigsten Brocken Spanisch zu lernen, ging es gestern weiter nach Pomasqui.

Pomasqui ist ein Ort rund 15 Kilometer nördlich von Quito mit knapp 30’000 Einwohnern. Durch unseren Umzug von Quito hierher befinden wir uns jetzt noch näher am Äquator. Ich sitze gerade auf der Terrasse hinter unserem kleinen Häuschen – nur sechs Kilometer südlich des Äquators – und ich kann von hier aus auf die nördliche Halbkugel hinüber blicken. Morgen mache ich wahrscheinlich meine erste Laufrunde, die sich über beide Erdhalbkugeln erstreckt!

In Pomasqui werden wir für mindestens drei Monate bleiben. Wir werden hier ehrenamtlich für die Fundación Sembrar Esperanza arbeiten. „Sembrar Esparanza“ bedeutet auf Deutsch „Hoffnung säen“. Wofür der Name der Stiftung steht, ist mir auch gerade erst jetzt aufgefallen. Vielleicht ein bisschen spät, aber die Spanischschule war also wohl nicht ganz umsonst!

Die Stiftung arbeitet mit dem Schweizer Verein Pro Pomasqui zusammen, über welchen wir auch auf sie gestossen sind. Als ich vor ein paar Jahren einen guten Zweck suchte, um Geld zu spenden, machte mich ein Arbeitskollege mit einem Jugendfreund bekannt, der den Verein Pro Pomasqui präsidiert. Ich wollte mein Geld einem Verein geben, der Spendengelder möglichst effizient dort investiert, wo es gebraucht wird – ohne grossen, kostenintensiven Administrations- und Marketingapparat. Ich war schnell überzeugt, dass dies bei Pro Pomasqui der Fall ist. So begann ich vor ein paar Jahren mit unverbindlichen Geldspenden, später kam eine Kinderpatenschaft für ein ecuadorianisches Mädchen namens Renata dazu, dann half ich in der Schweiz ehrenamtlich als Programmierer, die digitalen Prozesse des Vereins zu vereinfachen, und jetzt sind wir selber in Ecuador angekommen, um die Projekte vor Ort zu unterstützen.

Neben den erwähnten Patenschaften, die den Kindern eine vernünftige Schulbildung ermöglichen, betreibt die Stiftung zwei Kindergärten, ein Recycling-Projekt, Aufforstung und diverse Aufklärungsprojekte im Umweltbereich.

Nächste Woche erhalten wir jeweils von 8:00 bis 13:00 eine kurze Einführung in alle Projekte:

Anschliessend können wir wählen, in welchen Projekten wir uns in den nächsten drei Monaten beteiligen wollen. Soweit wir im Moment wissen, beträgt unser Wochenpensum dann etwa 35 Stunden.

Wohnen dürfen wir günstig in einem kleinen Häuschen direkt auf dem Gelände der Stiftung.

Terrasse hinter dem Häuschen, wo ich gerade diese Zeilen schreibe
Auf ein grosses Bett hatten wir uns richtig gefreut! Unser Bett in Quito war viel zu schmal für uns beide.

Auf dem relativ grossen Grundstück befindet sich auch der Umwelt-Lehrpfad, diverse Gewächshäuser und Gärten. Zusätzlich gibt es ein paar Unterkünfte für besonders arme Familien. Auch der Müll, der im Ort eingesammelt wird, wird im Rahmen des Recyclingprojekts MIRS hier sortiert.

Station für den Lehrpfad und eine Kompostieranlage

In Pomasqui gibt es viele (!) Hunde. Gefühlt in jedem Haushalt wird mindestens ein Hund gehalten und dazu gibt es unzählige Streuner, die sich rasant vermehren. Auf unserem kurzen Rundgang über das Gelände der Stiftung haben wir heute mindestens ein Dutzend gezählt.

Die kleinen Racker auf dem folgenden Foto nicht mitgezählt! Auch hierbei handelt es sich um den Nachwuchs von Strassenhunden. Würde es nach Anika gehen, hätten wir den kompletten Wurf an Ort und Stelle adoptiert!

Wurf einer Strassenhündin. Der Kleine unten rechts lebt übrigens noch.

Das Grundstück liegt an einem Hang am westlichen Rand des langgezogenen Ortes. Nach unserer Ankunft gestern hatte ich noch die glänzende Idee, einen kleinen Berglauf am Hang hinter dem Haus zu absolvieren. „Laufen“ war aber Fehlanzeige – es wurde eher eine Kletterpartie! Nach einer Stunde hatte ich erst drei Kilometer absolviert – und 700 Höhenmeter! Zudem hatte erst vor einer oder zwei Wochen der ganze Hang gebrannt und es stank nach verbrannter Erde und Asche. Ab und zu kam ich an ein paar kleinen Restbränden vorbei. 200 Höhenmeter vor Erreichen der Krete musste ich umdrehen, da ein Gewitter aufzog.

Alles verbrannt. Und man sieht auch ein bisschen, wie steil es war.
Die schwarze, verbrannte Fläche reicht fast bis in den Ort hinunter.
Auf 3’200 Metern über Meer war Feierabend! Der Rückweg ging schneller.

Bis jetzt fühlen wir uns wohl. Hier ist auch etwas weniger Verkehr als in Quito. Wir können viel draussen sitzen und es schwirren Kolibris um unsere Köpfe.

Wir sind sehr gespannt auf die Projekte nächste Woche und hoffen, dass wir unseren Beitrag leisten können.

Hasta luego!