Dies ist der dritte Teil der Serie über unseren finanziellen Masterplan. Hier geht es zum ersten Teil und zur Übersicht über die ganze Serie.

Im zweiten Teil über unseren finanziellen Masterplan habe ich dir gezeigt, wie unser Vermögen strukturiert ist.

Kurze Wiederholung: Unser aktuell verfügbares Vermögen (also ohne Vorsorgekapital usw.) beträgt etwas mehr als 250’000 Franken und ist so aufgeteilt:

Strukturierung unseres frei verfügbaren Vermögens

„Whaaaat?!“, hast du beim Anblick dieses Kuchens vielleicht gedacht. „Aktien sind doch viel zu gefährlich! Du darfst nur Spielgeld investieren, das du nicht zum Leben brauchst! Du könntest alles von heute auf morgen verlieren! Du kannst doch nicht über 90% deines Vermögens investieren!“

Pustekuchen! Dein Geld nicht zu investieren, ist gefährlich. Lässt du es auf deinem Konto rumgammeln, verlierst du garantiert durch die Inflation.

Aber okay. Selbstverständlich ist es sehr individuell, wie viel Geld jemand flüssig auf seinem Bankkonto halten soll und wie viel er investieren kann.

Unsere aktuelle Situation sieht so aus:

  • Wir haben weder ein Haus noch ein Auto, wo grössere Reparaturen oder ähnliche ungeplante Kosten anfallen könnten.
  • Im Moment arbeite ich 30% und verdiene damit pro Monat fast das dreifache von unseren aktuellen gemeinsamen Lebenskosten (und Anika arbeitet gar nicht). Sollten wir für irgendetwas unerwartet mehr Geld brauchen, haben wir hier noch eine Menge Spielraum. Wir könnten einfach beide für eine Weile unser Pensum ein bisschen erhöhen.
  • Selbst wenn die Börse crasht und sich der Wert unseres Aktienportfolios halbiert, wird dies nur vorübergehend sein. Bis jetzt wurden noch nach jedem Crash neue Allzeithochs erreicht. Wahrscheinlich wollen wir während eines Crashs keine Anteile verkaufen, um das Portfolio nicht noch stärker zu belasten – das müssten wir sehr wahrscheinlich auch nicht, da wir gelernt haben, mit viel weniger Geld auszukommen, als wir potenziell verdienen könnten. Wir können also jeden Crash locker durch aktive Arbeit überbrücken.
  • Gemäss unserer Entnahme-Regel wäre es nicht einmal nötig, während eines Crashes auf die Entnahme zu verzichten. Wir könnten die Entnahmen selbst während eines Crashes tätigen. Sie basiert nämlich auf Worst-Case-Szenarien und hätte auch sämtliche Crashs der Vergangenheit überstanden.

Wie du siehst, haben wir trotz der relativ aggressiv scheinenden Strukturierung eine Menge Puffer eingebaut. Du kannst deine eigene Gewichtung des risikoarmen und des risikobehafteten Teils (siehe letzten Artikel) selber so wählen, wie du dich wohl fühlst und wie es für deine persönliche Situation sinnvoll ist. Beispielsweise hatten wir früher noch einen „Emergency Fund“ in Cash, der unsere Ausgaben von rund sechs Monaten in der Schweiz abdeckte. Je grösser unser Aktienportfolio wurde, umso unnötiger wurde dieser Fund für uns, und so haben wir ihn schrittweise in das Portfolio integriert.

Bevor wir dir in einem späteren Artikel zeigen, wie unser Aktien- und Anleihenportfolio genau aussieht, möchte ich dir die einfachste Form eines guten Portfolios präsentieren.

Vielleicht hast du bei der Lektüre des letzten Artikels gedacht: „Alles klar, du sagst, Aktien zu kaufen ist besser, als das Geld auf dem Bankkonto rumliegen zu lassen. Aber was soll ich denn bitte schön kaufen? Kenn mich mit dem Kram ja nicht aus!“

Ich zeige es dir. Wahrscheinlich wird es viel einfacher, als du denkst.

Die Variante, die ich dir zeige, ist sehr einfach, macht fast keine Arbeit, und du hast sämtliche wissenschaftliche Statistiken auf deiner Seite.

Let’s go! Ich fange damit an, was du nicht tun solltest.

Kaufe nicht, was dir dein Bankberater empfiehlt

Niemals. „Bankberater“ sind keine Berater, sondern vielmehr Verkäufer. Woran sie selber nichts verdienen, das werden sie dir nicht empfehlen.

Leider sind die Produkte, woran sie verdienen, die, woran du nicht verdienst. Und die Produkte, an denen du verdienst, bringen ihnen nichts ein.

Kaufe keine Einzelaktie, die dir dein Coiffeur oder Nachbar empfiehlt

Selbst wenn Warren Buffet diese Aktie auch besitzt, ist sie wahrscheinlich kein optimales Investment für dich. Es gibt tausende von börsennotierten Unternehmen weltweit – wie gross stehen die Chancen, dass genau diese Aktie die richtige Wahl ist?

Wähle keine Fonds nach dem Morningstar-Rating aus

Nur, weil dieser spezifische Fonds in den letzten paar Jahren gut abgeschnitten hat, muss er das nicht weiterhin tun. Im Gegenteil, sehr wahrscheinlich wird er es nicht. Kein Fonds mit gutem Rating behält dieses Rating langfristig.

Kaufe keine aktiv gemanagten Fonds

Aktiv gemanagte Fonds werden von einem Manager verwaltet. Der Manager versucht jeweils, die Performance eines bestimmten Aktienindex zu übertreffen. Das tut er, indem er versucht, Anteile günstig zu kaufen und teuer zu verkaufen (sog. „Market timing“).

Diverse Studien haben aber gezeigt, dass es keinem Fonds-Manager gelingt, den Vergleichsindex dauerhaft zu übertreffen. Klar, im einen oder anderen Jahr mag ihm das gelingen – aber nicht mit Konsistenz. Auch ein blindes Huhn findet mal ein Korn.

Wahrscheinlich fallen die meisten Produkte, die dir dein „Bankberater“ (richtiger: Bankverkäufer) andrehen will, in diese Kategorie. Renn weg!

Versuche nicht, den Markt zu timen

Genauso wie kein professioneller Fondsmanager es schafft, den Markt dauerhaft zu schlagen, wirst auch du es nicht schaffen.

Ja, ich weiss, Warren Buffet hat es auch geschafft. Du bist aber nicht Warren Buffet. Anzunehmen, du wärst es, ist etwa das Gleiche, als würdest du davon ausgehen, du könntest Roger Federer auf dem Tenniscourt oder Usain Bolt auf der 100-Meter-Bahn schlagen. Du wirst verkacken.

Alles klar soweit? Jetzt wissen wir, was wir nicht tun sollten. Kommen wir nun dazu, was wir stattdessen tun können.

Diversifiziere breit

Zu diversifizieren heisst, Risiko zu streuen. Lege nicht alle Eier in einen Korb, sondern beteilige dich an einer Vielzahl von Unternehmen. Dadurch können wir erreichen, dass das Risiko bei gleichbleibender Rendite abnimmt.

Lass mich das anhand eines kleinen Beispiels vorrechnen:

Stell dir vor, wir haben ein Unternehmen, das Regenschirme herstellt, und eines, das Badehosen herstellt. Beide haben die gleiche durchschnittliche Jahresrendite. Jedoch geht es in kälteren Jahren der Regenschirm AG finanziell besser und in heisseren Jahren der Badehosen AG.

Portfolio-
struktur
Kaltes Jahr 1Heisses Jahr 2Kaltes Jahr 3Kaltes Jahr 4Heisses Jahr 5Heisses Jahr 6Heisses Jahr 7Kaltes Jahr 8Ø Jahres-renditeStd.-
Abw.
Rendite Portfolio 1: 100% Badehosen AG4.-10.-4.-4.-10.-10.-10.-4.-7.-3.20
Rendite Portfolio 2: 100% Regenschirm AG10.-4.-10.-10.-4.-4.-4.-10.-7.-3.20
Rendite Portfolio 3: 50% Badehosen AG/50% Regenschirm AG7.-7.-7.-7.-7.-7.-7.-7.-7.-0.00

Durch die Beimischung beider Unternehmen in unser Portfolio erreichen wir, dass die Wertschwankungen enorm abnehmen (sich in diesem einfachen Beispiel komplett aufheben), während die jährliche Rendite die gleiche bleibt.1

Halte die Kosten tief

Wir können nicht kontrollieren, wie der Markt sich entwickelt. Aber wir können kontrollieren, wie hoch die Kosten unseres Portfolios sind. Und diese haben enorme Auswirkungen!

Die aktiv gemanagten Aktienfonds, die ich weiter oben erwähnt habe, scheitern nicht nur beim Versuch, einen bestimmten Index zu übertreffen, sondern sie sind auch noch deutlich teurer, als passive Fonds, die einfach nur den Index abbilden. Nach Kosten schneiden sie also erst recht schlechter ab als der günstige Indexfonds, der nicht aktiv verwaltet werden muss.

Die jährlichen Kosten eines aktiv verwalteten Fonds belaufen sich nicht selten auf 2% oder sogar 3%, während passive Fonds in der Regel etwa 0.1% bis 0.7% kosten. Selbst wenn der aktiv verwaltete Fonds gleich gut abschneiden würde wie der passive Indexfonds, wäre der resultierende Unterschied des jeweiligen Endwerts nach Kosten über eine Zeitdauer von 30 oder 40 Jahren gigantisch – in der Regel schneidet er aber sogar vor Kosten schlechter ab.

Bei weltweiten Aktien können wir mit einer realen Rendite (d.h. nach Inflation) von etwa 5.2% pro Jahr rechnen.1 Wir können weiter davon ausgehen, dass ein aktiv verwalteter Fonds diese Rendite im Schnitt nicht erreicht – nehmen wir an, er erwirtschaftet 4%. Kostet der Fonds dann auch noch 2% bis 3%, bleiben für uns noch 1 bis 2% übrig. Wenn wir dazu selber noch der Meinung sind, durch zusätzliche Kauf- oder Verkaufstransaktionen unsere Rendite verbessern zu können (was uns nicht gelingen wird), kann durch die Transaktionsgebühren auch bald einmal eine negative Rendite resultieren.

Kaufen wir dagegen einen passiven Indexfonds, der 0.3% pro Jahr kostet, und verzichten auf unnötige Transaktionen, bleiben von der anfänglichen Rendite von 5.2% noch 4.9% übrig!

Die Devise lautet deshalb: Halte die Kosten tief und investiere in passive Indexfonds. Versuche nicht, Produkte zu kaufen, die den Markt schlagen, sondern kaufe einfach den Markt.

Investiere strikt nach System und emotionslos

Wenn du flüssiges Kapital hast, das du investieren kannst, investiere es jetzt. Gefühlt ist nie der richtige Zeitpunkt, um zu investieren. Entweder sind die Kurse schon zu lange gestiegen oder sie könnten noch ein bisschen tiefer fallen, bevor du einsteigst. Deswegen ist immer der richtige Zeitpunkt.

Halte dich an die Weisheit: «Time in the market beats timing the market.»

Lege dich auf dein gewünschtes Verhältnis zwischen risikobehaftetem und risikoarmem Teil deines Vermögens fest und stelle das Verhältnis systematisch und emotionslos einmal jährlich wieder her. Dadurch wirst du automatisch Aktienanteile verkaufen, die im Wert gestiegen sind, und nachkaufen, wenn sie günstig sind.

Wenn die Kurse stark fallen, verfalle nicht in Panik, sondern halte deine Anteile. Halte dich an dein System und stelle dein Zielverhältnis wieder her. Freue dich, dass du günstige Anteile kaufen kannst! Erinnere dich daran, dass bis jetzt noch nach jedem Crash neue Allzeithochs erreicht wurden.

Verfolge die Aktienkurse nicht täglich. Sie schwanken, sie sind volatil. Je öfter du sie checkst, umso wahrscheinlicher ist es, dass du nervös wirst und etwas Unüberlegtes tust. Halt die Füsse still. Du bist langfristig investiert. Langfristig kannst du nicht verlieren – alle Statistiken sind auf deiner Seite.

Also zusammengefasst:

  • Lege nicht alle Eier in einen Korb, sondern streue breit.
  • Kaufe keine teuren Produkte, die versprechen, den Markt zu schlagen (und in aller Regel scheitern), sondern kaufe einfach günstig den Markt.
  • Lass die Emotionen aus dem Spiel und investiere strikt nacht deinem System.

«Komm endlich zum Punkt, was soll ich denn jetzt kaufen?!»

Ich komm ja schon! Also, es ist wirklich einfach. Ich hoffe, du wirst nicht enttäuscht sein.

Du musst nur einen einzigen Fonds kaufen, der die obigen Kriterien alle erfüllt. Und zwar einen börsengehandelten Fonds, einen ETF (Exchange Traded Funds).

Ein ETF bildet jeweils einen bestimmten Index ab. Zum Beispiel den Swiss Market Index SMI oder den Dow Jones Industrial Average.

Wir wählen aber nicht einen so spezifischen und eng gefassten Index wie den SMI oder Dow Jones, sondern wir nehmen einen Index, der den globalen Aktienmarkt abbildet.

Zwei Indizes, die sich dafür gut eignen, sind der FTSE All-World und der MSCI All Country World Index.

Oft gibt es für einen bestimmten Index mehrere ETFs, die ihn abbilden. So auch für diese beiden Indizes. Für Anleger aus der Schweiz wären diese beiden ETFs eine gute Wahl für diese Indizes:

Warum gerade diese beiden? Weil sie die günstigsten sind.

Beide ETFs bilden ziemlich die gleichen Unternehmen ab und wenn du die historischen Charts der beiden anschaust, wirst du sehen, dass sie praktisch identisch aussehen. Wir brauchen also nur einen davon.

Auch wenn der Vanguard-ETF mit einer Gesamtkostenquote von 0.22% pro Jahr der teurere der beiden ist, würde ich mich für diesen entscheiden. Der Grund dafür ist die Replikationsmethode. Wann immer zwei vergleichbare und kostenähnliche ETFs zur Verfügung stehen, wobei einer der ETFs physisch repliziert wird und der andere synthetisch, solltest du dich für den physisch replizierten entscheiden. Grund dafür ist, dass bei den physisch replizierten ETFs kein Emittentenrisiko besteht, während die synthetischen theoretisch ein minimales Emittentenrisiko aufweisen. Das Risiko ist nicht so gross, dass du komplett auf den synthetischen ETF verzichten musst, falls keine physisch replizierte Variante zur Verfügung steht – hier macht es aber Sinn, den physischen zu wählen.

So einfach ist es! Für dein breit diversifiziertes, günstiges Aktienportfolio brauchst du nur diesen einen ETF.

Soweit so gut. Nächster Schritt!

Wo kaufst du diesen ETF nun? Dass du ihn über deine Hausbank kaufen kannst, ist unwahrscheinlich. Und wenn, dann wohl teuer.

Hier bietet sich ein Online Broker an. Wir selber nutzen Interactive Brokers* und sind sehr zufrieden damit. Insbesondere, wenn du über 100’000 Franken investieren möchtest, ist dieser Broker sehr günstig.

Falls du erst einmal mit kleineren Beträgen anfangen willst, bietet sich auch Degiro an. Vor allem, wenn du das hier vorgestellte Aktienportfolio mit dem Vanguard-ETF umsetzen willst, ist Degiro eine gute Wahl, da dieser Fonds bei diesem Broker kostenfrei gehandelt werden kann.

Hast du dein Broker-Konto eröffnet, brauchst du nur noch Geld zu überweisen (am besten per Dauerauftrag!) und regelmässig ETF-Anteile zu kaufen. So einfach.

Du bist an der Reihe!

Jetzt bist du mit allem gewappnet, was du für eine finanziell rosige Zukunft brauchst. Je früher du anfängst, dein Geld gewinnbringend zu investieren, umso stärker profitierst du dank der Kumulierung über die Jahre davon.

Nochmal zusammengefasst deine Action-Steps. Erledige den ersten Schritt noch innerhalb der nächsten 72 Stunden und schiebe es nicht weiter auf!

  1. Eröffne ein Depot bei Interactive Brokers*, Degiro oder einem anderen Broker deiner Wahl.
  2. Bestimme dein gewünschtes Verhältnis zwischen dem risikoarmen und risikobehafteten Teil deines Vermögens. Je grösser der risikobehaftete Teil, desto grösser auch die Rendite. Je kleiner der risikobehaftete Teil, desto geringer die Schwankungen. Den risikoarmen Teil deines Vermögens hältst du als Cash auf einem Konto oder investierst du in kurzläufige Anleihen in deiner Heimatwährung von Staaten mit bester Bonität (auch dafür gibt es einen geeigneten, günstigen ETF).
  3. Überweise Geld auf dein neues Depot, kaufe deine ersten Anteile des gewünschten Aktien-ETFs und baue damit den risikobehafteten Teil deines Vermögens auf.
  4. Investiere weiter, halte dich an dein gewünschtes Verhältnis zwischen risikobehaftetem und risikoarmem Teil, habe Geduld und lass die Magie sich entfalten.

1 Quelle: Souverän investieren mit Indexfonds und ETFs: Wie Privatanleger das Spiel gegen die Finanzbranche gewinnen (Kommer)* Das Buch ist sehr empfehlenswert. Ist es dir zu dick, kannst du auch mit der kürzeren Fassung dieses Buches für Einsteiger beginnen: Souverän investieren für Einsteiger. Wie Sie mit ETFs ein Vermögen bilden*

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