Heiliger Strohsack – was für ein Monat! Wir haben die Schweiz ja verlassen, um dem Alltag zu entfliehen und etwas zu erleben. Aber nicht alles, was wir im April erlebt haben, hätten wir uns gewünscht und auf unsere Bucket List gekritzelt. Aber immerhin: langweilig ist es im Moment nicht!

Fangen wir mit einer freudigen Nachricht an. In sechs Tagen feiern wir unseren zwölften Jahrestag und wir dürfen verkünden, dass wir zu dritt aus Südamerika zurückkehren werden! Wir wissen zwar noch nicht, wann die Grenzen wieder geöffnet werden und wir uns auf den Weg Richtung Europa machen, aber wenn alles läuft wie geplant, werden wir drei Tickets buchen dürfen.

Es ist ein «Er» und er hat vier Beine. Er ist uns im Februar zugelaufen und nachdem er uns über einen Monat Tag und Nacht nicht von der Seite wich, haben wir ihn als drittes Glied im Bunde aufgenommen und begonnen, ihn zu füttern. Und zu waschen. Und von Flöhen zu befreien. Mittlerweile riecht er sogar ein bisschen nach Hund und nicht mehr nur nach Kompost und verwesenden Schweinehäuten, aber ein paar intensive Reinigungsiterationen wird es wohl noch geben. Und sobald hier die Ausgehsperre vorbei ist, muss er noch geimpft werden – und was es sonst noch so braucht, damit er mit nach Europa kommen darf.

Unser Familienzuwachs

Apropos Ausgehsperre: Wir sind jetzt in der siebten Woche der Sperre. Im Gegensatz zu den meisten Ländern in Europa sind die Coronafälle hier jedoch noch immer ansteigend. Auf die Zahlen allein kann man sich sicher weniger verlassen als auf die der europäischen Länder, da hier viel weniger getestet wird. Der Verlauf der Fälle ist deshalb auch viel sprunghafter in Ecuador. Der grobe Trend wird aber vermutlich einigermassen stimmen und bis jetzt zeigt dieser jeden Tag weiter nach oben.

Corona-Erkrankungen in Ecuador

Durch die Ausgehsperre haben wir auch noch keinen Stempel für die Verlängerung unserer Aufenthaltsbewilligung im Pass. Die 90-tägige Aufenthaltsbewilligung, die man bei der Einreise erhält, ist am 6. April abgelaufen und wir sind jetzt quasi illegal in Ecuador.

Im Moment können wir nur abwarten, bis das Migrationsamt wieder geöffnet wird. Bis auf Weiteres trennt uns eine schwere Eisenkette von unserem Stempel.

Migrationsamt geschlossen

Abwarten heisst aber nicht Langeweile! Der Verein Pro Pomasqui und die hier ansässige Stiftung Sembrar Esperanza, wo wir unseren Freiwilligendienst leisten, haben im April begonnen, Lebensmittelspenden an arme Familien Pomasquis zu verteilen. Meist sind wir derzeit deshalb mit der Beschaffung und Verteilung dieser Lebensmittel für rund 170 Familien beschäftigt. Wegen der starken Restriktionen (wir dürfen beispielsweise nur freitags mit unserem Fahrzeug auf die Strasse) ist die Organisation etwas herausfordernd. Ein Blick in die dankbaren Gesichter der verzweifelten Empfänger der Spenden ist jedoch Motivation und Entschädigung genug für die Strapazen.

Eingekaufte Lebensmittel bereit für die Verteilung an arme Familien

Wenn du diese Aktion unterstützen möchtest, findest du alle Information dazu hier: Lebensmittelspenden für die ärmsten Familien Pomasquis während der Corona-Krise.

Was hat uns unser neues Familienmitglied und alles andere diesen Monat gekostet?

Diesen Monat haben wir insgesamt 3’938.60 Franken ausgegeben.

«Whaaaat?! In eurem finanziellen Masterplan habt ihr geschrieben, ihr möchtet von etwa 1’000 Franken monatlich leben!»

Ja, ich weiss. Aber letzten Monat habe ich ja schon angekündigt, dass es diesen Monat wieder schlimm wird. Weil ich Banane die provisorische Einkommenssteuer für 2019 falsch kalkuliert habe. Ich habe letztes Jahr einen Monat mehr gearbeitet als ursprünglich geplant (bis November statt nur bis Oktober) und deswegen waren jetzt noch etwa 2’500 Franken zusätzliche Steuern fällig.

Ausgaben April 2020

Bei Anika haben wir übrigens den gleichen Fehler gemacht (bzw. ich habe den gleichen Fehler gemacht), weswegen nächsten Monat gleich noch einmal etwa 500 Franken an Steuern für 2019 fällig werden.

Gegenüber dem April-Budget, das wir Anfang des Monats aufgestellt hatten, gab es aber keine grossartigen Überraschungen:

Vergleich Budget und effektive Ausgaben April 2020

Wohnen können wir wie in den letzten Monaten für 85 Franken auf dem Grundstück der Stiftung.

Beim Essen lagen wir wie in den letzten Monaten zwischen 150 und 200 Franken. Hier können wir unser Budget im Mai an die effektiven Ausgaben der letzten Monate anpassen. Bei knapp 200 Franken Monatsbudget für zwei Personen liegen auch gelegentliche Bestellungen bei kleineren Restaurants und Cafés drin, um diese während der Krise etwas zu unterstützen.

Bei der Mobilität haben wir am 6. April 17.60 Franken für diverse Taxifahrten ausgegeben, um die Verlängerung unserer Aufenthaltsbewilligung zu bezahlen. Wir durften an diesem Tag nicht mit dem Auto der Stiftung fahren (dürfen wir nur freitags) und ausserdem sind wir kreuz und quer durch die Gegend gefahren, um eine Bank zu finden, die geöffnet war. War deswegen etwas teurer als geplant.

Bei den Spenden sind diesen Monat zusätzlich zu den üblichen 50 Franken für unsere Freunde Oli und Pati und den 50 Franken für unser Patenkind hier in Pomasqui 25 Franken für die Lebensmittelspenden, die ich weiter oben erwähnte, hinzugekommen. Total also 125 Franken.

In der Kategorie Versicherungen haben wir wie bisher unsere unveränderten Krankenkassenprämien verbucht.

Bei Internet & Handy sind 5$ für die lokale SIM-Karte und 46 Franken für Anikas Schweizer Abo, das wir baaaald kündigen können (läuft leider noch bis Oktober), verbucht. Mein ecuadorianischer Mobile-Anbieter «Claro» hat jetzt blöderweise das Prepaid-Paket gestrichen, das ich jeweils löste. Statt einem Gigabyte Datenvolumen für 30 Tage für 5$ gibt es künftig zwei Gigabyte, die allerdings nur 15 Tage gültig sind. Bringt mir leider nix. Ärgerlich. Ein besseres Angebot gäbe es beim Anbieter «Tuenti»: 1.5 GB für 30 Tage für 5$. Mal schauen, ob wir wechseln. Ob wir für unser Handy jetzt 5$ oder 10$ pro Monat zahlen, spielt im Gesamtbild nicht so eine grosse Rolle

In der Kategorie Reisen ist die 90-Tage-Verlängerung unserer Aufenthaltsbewilligung enthalten. Etwa 130$ pro Person. Bezahlt haben wir also schon mal – Stempel haben wir noch keinen.

Anderes: Hier haben wir einmal die jährliche Gebühr 69.95 Franken für unseren Cloud-Speicher bei Microsoft und 118.15 Franken für die Synchronisation unserer Daten zwischen dem Google-Drive-Speicher und dem Speicher bei Microsoft.1 Des Weiteren haben wir hier die üblichen Kleinigkeiten wie Putzmittel oder Hygieneartikel.

Und: 44.25 Franken für Hundefutter. Das ist aber nicht nur für unseren Hund. Im Moment lebt auch noch ein Welpe bei uns, dessen Mutter sich aus dem Staub gemacht hat. Für sie suchen wir Halter in Pomasqui. Auch wenn sie noch so süss gucken kann – wir können sie nicht auch noch mitnehmen.

Zweites Hundemaul, das wir stopfen. Für sie suchen wir in Pomasqui ein neues Zuhause.

Wie decken wir Ausgaben von fast 4’000 Franken?

Etwa 1’000 Franken pro Monat könnten wir ausgeben, ohne zu arbeiten.2 Aber nicht 4’000. Deswegen bin ich auch ganz glücklich über meine Teilzeitstelle bei meinem bisherigen Schweizer Arbeitgeber. Mit meinem 30%-Pensum und etwas Aufwandsspesen, die ich von einem Verein erhalte, dem ich angehöre, haben wir diesen Monat 2’462.05 Franken eingenommen.

Addieren wir die 1’000 Franken, die wir aus unseren Aktieninvestments monatlich etwa entnehmen könnten, hätten wir diesen Monat immer noch ein Defizit von rund 600 Franken. Aber das ist nicht so schlimm. Die grossen Nachzahlungen für die Steuern 2019 haben wir jetzt beglichen und so liegen unsere Ausgaben in den nächsten Monaten voraussichtlich wieder deutlich unter 2’000 Franken.

Vergangene Woche konnte ich die Verlängerung meines 30%-Vertrags unterschreiben. Dieser gilt jetzt bis Ende Juli. Damit dürfte in den nächsten drei Monaten ein respektabler Einnahmenüberschuss resultieren.

Schauen wir aber erst einmal, was der Mai für Überraschungen bringt. Wir sind gespannt, ob wir auch in Ecuador endlich die Trendwende bei den Corona-Erkrankungen erleben dürfen, oder ob sich die Krise weiter verschärft. Bleibt gesund und stay tuned!

1 Hier gehts zum Artikel über unser digitales Büro, der zeigt, wie wir die verschiedenen Cloud-Speicher nutzen.

2 Hier gehts zur Serie über unseren finanziellen Masterplan. Wir erklären alle Aspekte, wie wir unser Leben unterwegs finanzieren wollen.